Reisebericht Moldawien 2018
Am Samstag flogen wir von Frankfurt aus in die Moldawische Hauptstadt Chisinau. Am Flughafen wurden wir von Bruder Andrej empfangen. Bruder Andrej, ist der Sekretär des moldawischen Pfingstbundes. Wir hatten bereist im Vorfeld einige male gemeinsam telefoniert und den letzten Hilfsgütertransport organisiert. Das Ziel dieser Reise ist die örtlichen Brüder kennenzulernen, nähere Informationen über die in der Vergangenheit unterstützen Projekte zu sammeln, sicherzustellen, dass die Hilfsgüter entsprechend verteilt wurden/werden und in die Arbeit vor Ort hinein zu schnuppern.
Wir legten unsere Gepäck im Zimmer ab und machten uns sogleich auf dem Weg. Unterwegs wechselten wir unsere Geld, 1€ entspricht aktuell ca. 19,50 LEI. Nach einer 45 minutigen Fahrt erreichten wir ein zerfallenes Dorf. Dort wurden wir von einem örtlichen Pastor freudig begrüßt. Gemeinsam mit ihm besuchten wir einige Familien aus seiner Gemeinde. In seinem Transporter standen bereits Aescualp Kartons mit sortieren Hilfsgüter aus Trossingen bereit. Ich war erstaunt, die Geschwister haben sich sichtlich Mühe gegeben. Der Pastor besitzt von jeder Familie eine Auflistung mit den benötigten Hilfsgütern. Diese wurden bei der Ankunft des LKWs herausgefiltert und in die Kartons verpackt.
Insgesamt besuchten wir an diesem Nachmittag 6 unterschiedliche Familien. Darunter befanden sich Kinderreiche Familien, Alte Witwen, Blinde, Kranke und Schwerbehinderte Menschen. Auf unserer Reise von Haus zu Haus, berichtet Bruder Andrej über den wirtschaftlichen Zerfall des Landes nach dem Zerbruch der Sowjetunion. In den Dörfern verdienen viele Arbeiter 100€ im Monat, viele ältere Menschen erhalten eine Rente in Höhe von 30€. Die Ungleichheit zwischen Arm und Reich wird immer größer. Nach dem Abschluss der Schule, ziehen die meisten Jugendlichen in die benachbarten Europäischen Länder um dort Geld zu verdienen. Viele Häuser stehen in den Dörfern leer. Die Leidtragenden bleiben Kranke und Ältere Menschen. Da ein soziales Netz von Seiten des Staates fehlt, nehmen die örtlichen Gemeinde sich dieser Aufgaben an. Dabei werden nicht nur Gemeinde Mitglieder unterstützt sondern auch die allgemeine Bevölkerung. Der Pastor berichtet, dass dieser Weg das effektivste Mittel ist um die Liebe Jesus zu vermitteln. Menschen werden von der Hilfsbereitschaft berührt, kommen dadurch in Kontakt mit der Gemeinde und dem Wort Gottes.
Auf dem Rückweg nach Chisinau besuchten wir ein Projekt das von der deutschen Hilfsorganisation „Nehemiah“ vor über 20 Jahren erworben wurde. Mitten in einer wunderschönen wäldlichen Landschaft, wurde ein Ferienlager für Junge Menschen eingerichtet. Während der Sommerzeit von Mai bis Ende August werden hier Freizeiten durchgeführt. Junge ungläubige Kinder aus ganz Moldawien werden hierher eingeladen. Woche für Woche wird ein speziell ausgerichtetes Programm durchgeführt. Neben viel Freizeit und Spass, unterrichten Jugendleiter aus der Bibel und bringen säen das Evangelium in die Jungen Herzen der Kinder. Während einer Saison erleben bis zu 1300 Kinder diese für Sie besondere Freizeit. Sie werden nicht nur aus Ihrem ärmlichen Umfeld herausgerissen, sondern erleben eine Gemeinschaft die von Liebe und Hoffnung geprägt ist. Die Hälfte von ihnen stammt aus Familien, die von Jesus noch keine Ahnung haben. Jedes Jahr treffen Hunderte eine Entscheidung für ein Leben mit Gott. Bruder Andrej zeigt uns dieses Projekt, da zwar das Grundstück und die einzelnen Häusern vor 20 Jahren finanziert wurden. Aktuell beten Sie für Sponsoren für die Renovierung der einzelnen Hütten und dem finanziellen Unterhalt der Freizeit. Jedes Jahr aufs neue ist dieses Projekt für Sie ein Glaubensschritt.
Am nächsten Tag fuhren wir in die entgegengesetzte Richtung zum Gottesdienst in das Dorf Sarata-Galbin. Hier unterhält die moldawische Pfingstbruderschaft mehrere Projekte. Neben der Gemeinde wurde ein Altenheim, eine Kindertagesstätte, ein Behindertenheim und eine professionelle Bäckerei aufgebaut. Inmitten einer zerfallenen Landschaft steht hier ein wunderschöner Gebäude Komplex. Nach dem Gottesdienst, wurden wir von Pastor Viktor dem Leiter des Seniorenheims durch die verschiedenen Räume geführt. Im Altenheim werden derzeit 50 Senioren betreut. Einige von Ihnen liegen pflegebedürftig in den Betten und werden hingebungsvoll betreut. Bruder Sergej erzählt unseren Senioren wird hier ein ausgefüllter Alltag geboten; sie werden entsprechend ihren Kräften gefördert und gefordert. Das hält fit und schafft Zufriedenheit. Die Heimbewohner integrieren sich nach Möglichkeit aktiv in die Gemeinschaft. Wer noch viel Energie aufbringt, packt auf dem Bauernhof mit an, im Stall oder auf dem Feld. Glücklich ist, wer hier eine Aufnahme findet ist unserer Gedanke. Denn wir haben einen Tag zuvor das Gegenteil erlebt.
In der Kindertagesstätte erhalten Kinder aus dem umliegenden Dörfern nach der Schule eine warme Mahlzeit, Betreuung bei den Hausaufgaben und einen Biblischen Unterricht. Viele Kinder stammen aus ärmsten Verhältnissen und erhalten zuhause keine warme Mahlzeit und wachsen in einem sehr schwierigen Umfeld auf.
Die vor einigen Jahren eröffnete Bäckerei versorgt das Seniorenheim und andere Projekte wie das Heim für
behinderte Jugendliche und die Kindertagesstätte. Auch für Bedürftige im eigenen und im benachbarten
Dorf reicht es. Jeden Morgen backt ein Team über 400 Brote, die Sie kostenfrei an die armen Menschen aus den umliegenden Dörfern verteilen.
Am Nachmittag besuchten wir weitere 6 Familien aus dieser Gemeinde um persönlich Hilfsgüter zu verteilen. Die not einer Kinderreiche Familie mit 11 Kinder hat es mir besonders angetan. Im Vorfeld der Reise fragte ich mich immer wieder ob Hilfsgütertransporte aktuell noch sinnvoll sind. Diese vorhandene Not und die zahlreiche Gespräche bestätigten uns, dass wir daran festhalten sollten.
Am Abend besuchten wir noch das Behinderten Heim. Wir wurden von jungen aufgeweckten Menschen in Rollstühlen begrüßt. Der Heimleiter führte uns durch die Gebäude und erzählte und über den Beginn und der Entwicklung der Arbeit. Unsere anfängliche Scheu, verflog schnell und wir unterhielten uns angeregt mit den unseren Geschwistern. Die Lebensfreude und die Dankbarkeit trotz der zahlreichen Einschränkungen bewegte uns sehr. Viele der Bewohner sind für die finanzielle Unterstützung aus Deutschland sehr dankbar, denn das hat Ihr Leben grundlegend verändert. Früher hausten Sie in Ruinen und wurden teilweise von Ihren Eltern verstoßen, heute erleben Sie die liebe und Pflege der Geschwister und dürfen in einem wunderschönen Haus leben.
Danach ging es wieder zurück in die Herberge.
Am vorletzten Tag fuhren wir über 4 Stunden in Richtung Rumänischer Grenze. Dort liegt das Dorf Burlacani, in der wir in der Vergangenheit die Kindertagesstätte die wir in der Vergangenheit unterstützt haben zu besichtigen. Da in den letzten Jahren keine Unterstützung überwiesen wurde, bat die Vereinigung die Hilfsorganisation Nehemiah um Unterstützung. Nehemiah erklärte sich bereit dieses Projekt zu übernehmen. Vor Ort besichtigten wir gemeinsam mit dem Projektleiter die Kindertagesstätte. An diesem Mittag waren ca. 25 Kinder versammelt. Diese Kinder stammen aus den umliegenden Dörfern, Viele von ihnen sind in sehr umstrittenen Verhältnissen aufgewachsen. Viele Eltern sind so verzweifelt, dass sie nur noch eine Lösung sehen. Auf der Suche nach Arbeit lassen sie ihre Kinder allein zurück, sich selbst überlassen, hilflos und verzweifelt. Im besten Fall bleiben die Kinder bei den Großeltern. Andere Eltern haben sich dem Alkohol hingegeben. Es sind hauptsächlich diese Kinder, die in der Kindertagesstätten eine warme Mahlzeit, Hausaufgabenbetreuung und vor allem menschliche Wärme bekommen.
Auf dem Rückweg nach Chisinau fuhren wir bei weiteren Projekten vorbei, die derzeit keine Sponsoren haben. Zum einem besuchten wir eine Gemeinde in der Stadt Leova. Ein Rumänischer Missionar betreibt hier seit Jahren aus eigenen Mittel eine Kindertagesstätte für vernachlässigte Kinder und Straßenkinder. Das Gebäude ist sehr renovierungsbedürftig. Das Dach sollte dringend repariert werden. Leider mangelt es derzeit an geeigneten Sponsoren. Hier haben wir eine ausführliche Foto und Vidodokumentation erstellt, die wir in einem seperaten Beitrag als mögliches Zukunftsprojekt vorstellen werden.
Desweiteren besuchten wir eine Pastorenfamilie, die angefangen haben Waisenkinder in Ihrem Haus aufzunehmen. Ludmilla die Frau des Pastors hat ein Herz für Kinder. Seid Jahren öffnet Sie Ihr Haus und Hof für die Dorfkinder. Am Nachmittag herrscht hier hochbetrieb. Neben der betreung der Hausaufgaben, wird hier gebastelt gesungen und Kinderstunden gefeiert. Auch dieses kleine Projekt hat derzeit keine konstanten Sponsoren und könnte mit einem geringen monatlichen Beitrag das leben von Waisenkinder und Dorfkinder verändern.
Mein Fazit, soweit man ein Fazit nach einem 5-tägigen Aufenthalt schließen darf. Das Elend in Moldawien, trifft neben den Kindern besonders hart die Senioren und Kranken. Diese Reise berührte mich, machte dankbar und traurig. Unglaublich dass im reichen Europa noch immer Menschen so leben müssen. Umso dankbarer bin ich, dass sich unsere moldawischen Brüder und Schwestern so hingebungsvoll und aufopfernd einsetzen. Die Hilfsgütertransporte sollten wir weiterhin unbedingt fortsetzen. Der moldawische Pfingstbund arbeitet vorbildlich, strukturiert und mit den Spendengelder meiner Ansicht nach sehr verantwortungsbewusst.
R. Helm